Aktienstrategien kennen mittlerweile die meisten Anleger. Egal Buy and Hold, Momentum oder Value. Aber wie verhält es sich eigentlich mit der Strategie für ein Anleihen-Portfolio? Immerhin sind die festverzinslichen Wertpapiere anderen Mechaniken unterworfen als Aktien. In diesem Beitrag wollen wir erklären, anhand welcher vier grundsätzlicher Strategien Anleger ein Portfolio mit Anleihen aufbauen können.
Eines vorweg: Uns ist bewusst, dass im Profi-Bereich deutlich mehr und ausdifferenzierte Ansätze existieren. Dieser Beitrag ist als grobe Orientierung für Privatanleger gedacht, die erst wenig Berührungspunkte mit Anleihen-Strategien hatten.
Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Strategien, denen allen eigene Risiko-Rendite-Abwägungen zugrunde liegen. Sie unterscheiden sich insbesondere anhand ihrer Handlungsaktivität.
- Buy and Hold oder „passiv“
- Index-Strategie oder „quasi passiv“
- Immunisierung oder „quasi aktiv“
- Aktives Anleihen Management
Die Buy and Hold Anleihen Strategie (passiv)
Ein Anleger, der auf Buy and Hold setzt, möchte vor allem die planbaren Erträge von Anleihen nutzen. Klassischerweise hält er diese Anleihen bis zur Fälligkeit und tauscht diese erst dann in seinem Portfolio aus. Der durch die Anleihen generierte Cashflow kann entweder direkt in neue Anleihen investiert oder dem Anleger als zusätzliches Einkommen dienen. Die Kursentwicklung ist für den Buy and Hold Anleger nicht von Bedeutung, da es ihm ausschließlich um die laufenden Erträge geht. Daher ist auch die zukünftige Leitzinsentwicklung kaum relevant.
Grundsätzlich kann ein Anleihen-Portfolio, das dieser Strategie folgt, ein Stabilitätsanker für schwierige Marktphasen sein. Handelskosten werden minimal gehalten und sofern in einem attraktiven Zinsumfeld investiert wurde, ist ein gutes Renditelevel längerfristig erreichbar. Am besten eignen sich für die Strategie Unternehmensanleihen mit hoher Qualität (und guter Bonität), sowie nicht zurückrufbare Anleihen und Staatsanleihen.
Die Index-Strategie (semi-passiv)
Hier ist der Name Programm: Der Anleger versucht mit dieser Strategie einen spezifischen Index in seinem Rendite-Risiko-Profil möglichst genau abzubilden. Das Prozedere funktioniert analog zum Tracking eines Aktienindex. Ein Index, der gerne von Anlegern als Vorlage genutzt wird, ist der Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index. Da Indizes wie der zuvor genannte oft relativ viele Positionen umfassen, ist auch ein vergleichsweise großes Portfolio notwendig, um diese Strategie zu nutzen. Anders als bei der passiven Buy and Hold Strategie findet bei hier ein regelmäßiges Rebalancing statt, um Änderungen im Index abzubilden.
Immunisierung (semi-aktiv)
Bei dieser Portfolio-Strategie ist das oberste Ziel die Rendite des Portfolios bis zu einem bestimmten Planungshorizont vor Zinsänderungsrisiken und starken Kursschwankungen zu schützen. Besonders institutionelle Investoren wie Versicherungen, Versorgungswerke und Banken setzen diese Strategie ein, um ihre Portfolios vor zu großen Schwankungen zu sichern und ihren strengen Anlagerichtlinien gerecht zu werden.
Am leichtesten verständlich wird Immunisierung bei der genaueren Betrachtung des zu lösenden Problems. Die Planbarkeit ist für institutionelle Investoren im Anleihe-Bereich ein hohes Gut. Die Planbarkeit der Zielrendite wird allerdings durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Gerade über lange Zeiträume ist eine Änderung des Leitzinses und damit eine Verschlechterung der Wiederanlagebedingungen eine Herausforderung, die Manager lösen müssen. Dazu stimmen Sie ihre Portfolios so ab, dass ein niedrigeres Zinsniveau potenziell durch Kursgewinne ausgeglichen werden können, damit am Ende das geplante Ergebnis steht. Diese Strategie ist nur wenig geeignet für Privatanleger, da sie tiefergehende finanzmathematische Kenntnisse erfordert.
Aktives Anleihen Management
Ein aktiv gemanagtes Anleihen-Portfolio strebt nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Chance und Risiken, wobei sich die Schwerpunkte je nach Manager unterscheiden. Von konservativ bis offensiv ist hier alles möglich. Grundsätzlich passt der aktive Manager sein Portfolio aber nicht nur zum Rebalancing an, sondern kann auch taktische Chancen nutzen. Etwa das vorzeitige Mitnehmen von Kursgewinnen oder die Reaktion auf Veränderungen am Gesamtmarkt. So können einzelne Papiere ausgetauscht werden, etwa um die durchschnittliche Laufzeit eines Portfolios oder dessen Kapitalbindungsdauer (Duration) zu verändern.
Deshalb ist für den aktiven Anleihen Manager der Leitzins von enormer Bedeutung und wird eng überwacht. Grundsätzlich ist es das Ziel des aktiven Managers bessere Ergebnisse einzufahren als eine passive Strategie, in dem realistische Szenarien antizipiert werden. Das kann sowohl über Begrenzung der Risiken als auch über die Nutzung von Chancen geschehen.
Zum aktiven Management gehört es auch, sich in der Tiefe mit den Anleihen zu beschäftigen, in die investiert werden soll. Das bedeutet eine umfassende Analyse der finanziellen Situation eines Unternehmens und dessen wirtschaftlicher Perspektive. Denn auch hier können Risiken erwachsen.