Kaum eine Begrifflichkeit wurde in den vergangenen Monaten mit einer solch enormen Frequenz durch die Titelseiten einschlägiger Wirtschaftszeitungen und Magazine gejagt, wie das so genannte „Soft Landing“. Denn so viel ist klar: Das Soft Landing ist das erklärte Ziel der US-Notenbank (Federal Reserve) und von großer Bedeutung für gut laufende Aktienmärkte. Aber was genau verbirgt sich überhaupt hinter diesem Begriff? Und warum ist er so zentral mit Blick auf die weitere Entwicklung an den Börsen? Das erklären wir in diesem Beitrag.
Fingerspitzengefühl ist gefragt
Der Begriff des Soft Landings erreichte insbesondere in den 90er Jahren unter dem Federal Reserve Vorsitzenden Alan Greenspan Bekanntheit. Greenspan gelang es damals, trotz umfassender Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung die US-Konjunktur zwar abzukühlen, aber nicht vollständig abzuwürgen. Warum ist das außergewöhnlich?
Grundsätzlich hat die US-Notenbank einen überschaubaren Instrumentenkoffer. Sie kann den Leitzins erhöhen, um steigende Inflationsraten zu bekämpfen, muss dabei aber darauf achten, nicht zu offensiv zu agieren. Andernfalls kann eine Rezession und damit einhergehend stark zunehmende Arbeitslosigkeit die Konsequenz sein. Und auch der Arbeitsmarkt gehört zu den zentralen Verantwortlichkeiten der Fed.
Schwierig erreichbarer „Best Case“
Ein Soft Landing ist also der Best Case: Erfolgreiche Inflationsbekämpfung mittels Zinserhöhungen mit nur leichter volkswirtschaftlicher Abkühlung. Die Vergangenheit zeigt uns, dass das bei weitem nicht selbstverständlich ist. So folgten auf steigende Inflation und anschließende Zinserhöhungen 1970, 1974, 1980, 1990 und 2008 Rezessionen. Die bisherige Erfolgsgeschichte der Fed ist also durchwachsen.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Entscheider zum einen von vielen nicht zu kontrollierenden Variablen abhängig sind, zum anderen aber auch die Datenlage herausfordernd ist. Dazu sagte der ehemalige Fed Vorsitzende und Ökonom Ben S. Bernanke sinngemäß in einer Rede 2004 (damals noch als Notenbank-Gouverneur): „Wenn wir Geldpolitik mit dem Autofahren vergleichen, dann hätte das Auto einen unzuverlässigen Tacho, eine beschlagene Windschutzscheibe und reagierte tendenziell unvorhersehbar und verzögert aufs Gas- und Bremspedal.“
Gelingt erneut ein Soft Landing?
Ob auch dem amtierenden Fed Vorsitzenden Jerome Powell ein Soft Landing gelingt, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Wie unsere Kollegen aus dem DJE-Research Team die Lage derzeit einschätzen und welches Szenario sie für realistisch halten, erfahren Sie in unserem aktuellen Marktausblick. In jedem Fall bleibt es wichtig, ökonomische Indikatoren im Blick zu behalten, um aktiv reagieren zu können. Welche das sind, erfahren Sie selbstverständlich bei uns auf dem Blog.