Wenn es in unserer heutigen Welt an einer Sache keine Knappheit gibt, dann sind es Daten. Insbesondere solche, die mit wirtschaftlichen Entwicklungen zu tun haben. Für Anleger bedeutet das eine große Herausforderungen, denn: Welche Wirtschaftsdaten sind wirklich relevant und sollten deshalb unbedingt beobachtet werden? Eine Übersicht der wichtigsten Indikatoren und was diese genau aussagen, erhalten Sie in diesem Beitrag.
Warum sind Indikatoren wichtig?
Wirtschaftsindikatoren gehören zu den wichtigsten Utensilien eines jeden Anlegers. Denn sie geben uns Aufschluss über die mögliche weitere Entwicklung einzelner Volkswirtschaften und, zumindest indirekt, der Kapitalmärkte. Auch die für die Kapitalmärkte so wichtigen Notenbanken bauen ihre Politik auf der Beobachtung wirtschaftlicher Indikatoren auf.
Wichtig: Kein Indikator steht für sich. Die Wirtschaft ist ein lebendiger Organismus und besteht aus unzähligen Kleinstteilen, die sich permanent verändern können. Deswegen sollten Anleger Indikatoren immer vor ihrem jeweiligen Kontext einordnen und zu anderen Indikatoren in Bezug setzen. Auch die jeweiligen Erwartungen, die beispielsweise die Volkswirte von Banken und Asset Managern haben, spielen eine wichtige Rolle.
Welche Wirtschaftsindikatoren gibt es?
Selbstverständlich können wir in diesem Beitrag keine vollständige Aufzahlung aller relevanten Indikatoren liefern. Einige, die wir für besonders wichtig halten, möchten wir Ihnen aber im Folgenden zeigen und erklären.
Inflation und Co.
Wie wichtig Daten zur Inflationsentwicklung für Anleger sind, dürfte auch wenig erfahrenen Börsianern mittlerweile klar sein. Ein Beispiel: Die jüngsten Rekordstände im DAX folgten auf überraschend positive deutsche Inflationsdaten für den August. Aber auch hier ist der Kontext entscheidend. Denn die Teuerungsrate sank auch deshalb stärker als erwartet, da der US-Dollar zuletzt schwächelte und importierte Güter wie Kraftstoff und Öl damit günstiger wurden.
Grundsätzlich ist die Inflationsentwicklung in mehrfacher Hinsicht für Anleger relevant. Insbesondere für die, die sich auf Zins-Anlagen und Anleihen spezialisieren. Stichwort: Realzins. Hierbei handelt es sich um die Differenz aus dem Nominalzins, den beispielsweise ein Tagesgeldkonto abwirft, und der aktuellen Inflationsrate. Letztlich also die „echte“ Rendite einer Zinsanlage. Sachwerte, wie beispielsweise Aktien, gelten dagegen als „inflationssicher“, da der Sachwert als solcher (1 Anteil an einem Unternehmen) auch bei Kaufkraftverlust bestehen bleibt. Trotzdem können Aktienkurse negativ von der Inflationsentwicklung beeinflusst werden.
Vorboten der Inflation
Um die Inflationsentwicklung zu antizipieren, betrachten Volkswirte gerne die Erzeugerpreise und Großhandelspreise, da diese sich indirekt auf die Verbraucherpreise, also „die Inflationsrate“, auswirken. Steigen Erzeuger- bzw. Großhandelspreise, ist eine ähnliche Entwicklung auch bei den Verbraucherpreisen wahrscheinlich. In Deutschland ist das Bundesamt für Statistik eine gute Quelle, in den USA ist es das U.S. Bureau of Labor Statistics.
Wenn wir schon über die Inflation und Indikatoren sprechen, führt kein Weg am Thema Geldmenge vorbei. Grundsätzlich gilt die Geldmenge als positiver Verstärker für die Aktienmärkte. Der Hintergrund ist einfach erklärt: Mehr verfügbares Geld im Umlauf bedeutet mehr Geld für Investitionen. Wird die Geldmenge durch Anleihenkaufprogramme der Notenbanken aber aggressiv erweitert, kann das die Inflationsentwicklung verschärfen. Auch hier sollten Anleger wachsam sein.
Wirtschaftsleistung im Fokus
Gerade für Aktienanleger ist die weitere konjunkturelle Entwicklung wichtig. Daher darf in dieser Übersicht auch einer der Klassiker, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), nicht fehlen. Da das BIP den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen innerhalb einer Volkswirtschaft (nach Abzug aller Vorleistungen) angibt, ist insbesondere die Wachstumsrate im Fokus. Fällt diese unterhalb erwarteter Korridore, wachsen Rezessionssorgen unter Anlegern, was sich negativ auf die Aktienkurse auswirken kann. Andersherum sind positive Zahlen logischerweise Kurstreiber.
PMI: der USA-Frühindikator
Einer der am meisten beachteten Frühindikatoren für die wirtschaftliche Leistung in den USA ist der Purchasing Managers Index, der auch ISM-Einkaufsmanagerindex genannt wird. Basierend auf einer monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagern aus verschiedensten Sektoren, gibt er Aufschluss darüber, ob die Wirtschaftsaktivität zunimmt, unverändert bleibt oder abnimmt.
Die Umfrage betrachtet dabei u.a. Auftragseingänge, Auftragsbestände, Import, Produktion, Lagerbestände, Beschäftigung, Preise und mehr. Verschlechtert sich dieser Index, deutet das auch auf eine folgende Verschlechterung der gesamten US-Wirtschaft hin. Verbessert sich der Index, vice versa.
Tausende Indikatoren im Blick
Es gibt noch zahlreiche weitere Indikatoren und Kennzahlen, die Anleger bei ihren Entscheidungen unterstützen. Unser Research Team beobachtet und analysiert beispielsweise mehr als 2.000 verschiedene Indikatoren, um daraus mögliche Szenarien für die weitere Kapitalmarktentwicklung abzuleiten. Dazu gehören Frachtraten, Währungskurse, Rohstoffpreise und vieles mehr. Diese müssen zueinander in Beziehung gesetzt werden, um ein umfassendes Gesamtbild zu erhalten. Im Zuge der Digitalisierung unseres Investment- und Analyseprozess haben wir auf Basis dieser Indikatoren eine eigene Research-Datenbank namens Trendfinder entwickelt.
Privatanleger, denen die Zeit, die Kenntnisse oder die Lustfehlen, um alle diese Indikatoren zu überwachen, können selbstverständlich auf professionelle Vermögensverwalter zurückgreifen.