Die zweite Augusthälfte war für die Börsen schwierig. Das lag v.a. an der Verschärfung der Energiekrise und dem Vorrang für Inflationsbekämpfung vor Wachstum und Arbeitsmarkt für die Zentralbanken. Wir rechnen damit, dass auch der September ein eher schwieriger Monat – v.a. für europäische Aktienwerte und deutsche Staatsanleihen – werden wird.
Die Autoren
Das Analystenteam von DJE beobachtet und bewertet die Märkte laufend anhand der hauseigenen FMM-Methode nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien. Einmal im Monat fassen sie ihre Ergebnisse zusammen. Im Gespräch mit dem Wall Street Experten und Finanzjournalisten Markus Koch geht der Leiter der DJE Research Abteilung, Stefan Breintner, auf die zentralen Thesen ein.
Überblick
Historisch gesehen ist der September – besonders in der zweiten Hälfte – ein schwieriger Monat. Wir werden uns daher weiter defensiv positionieren und die Investitionsquoten insgesamt nicht erhöhen. Die Energiepreisproblematik wird Deutschland und Europa weiter belasten, die bisherigen Antworten der Politik hierauf erscheinen uns ungenügend. Denn deutsche Unternehmen werden kaum entlastet und haben keine Planungssicherheit. Neben den USA sind wir auch für Asien etwas optimistischer, nicht zuletzt, wenn man die Geldmengenentwicklung betrachtet. Asiatische Regionen wie Singapur könnten Chancen bieten. Auf der Anleihenseite halten wir bei deutschen und europäischen Staatsanleihen weiterhin Vorsicht für geboten.
Aktien/Anleihen
- Aktuelle Investitionsquoten halten
- Fokus auf Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht
- Deutsche bzw. europäische Staatsanleihen bleiben unattraktiv
- Ausgewählte Unternehmensanleihen weiter chancenreich
Den Aktienanteil unserer Fondsportfolios haben wir aktuell reduziert. Auf der Aktienseite halten wir einen Fokus auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht unverändert für sinnvoll, da diese auch in einem wachstumsschwachen Umfeld solide Gewinne erwirtschaften können und somit langfristig voraussichtlich die beste Anlagealternative bieten.
Bei den festverzinslichen Wertpapieren erachten wir vor allem deutsche Staatsanleihen weiter für unattraktiv. Der Grund liegt in der sich verschärfenden Energiekrise, dem daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil für deutsche Unternehmen und der anhaltend hohen Inflation. Wir halten daher die Renditen deutscher Bundesanleihen für deutlich zu niedrig. Dagegen bieten ausgewählte Unternehmensanleihen aus unserer Sicht weiterhin Chancen. Attraktiv sind vor allem Emissionen, die bei Laufzeiten von 5 bis 6 Jahren aktuell über 5% Rendite bringen.
Volkswirtschaften/Regionen/Sektoren
- USA und asiatische Regionen wie Singapur attraktiv
- Deutschland und Europa günstig bewertet, aber gefährdet
- China bleibt schwierig
Wir halten den US-Markt für attraktiver als Deutschland und Europa, weil er aus unserer Sicht das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet. Die Energiepreisproblematik wird Deutschland und Europa weiter belasten, zumal wir die Antworten der Politik bislang für nicht ausreichend erachten.
China bleibt nach wie vor sehr schwierig. In erster Linie halten wir die Tendenz zu vermehrten Verstaatlichungen – vor allem bei privaten Immobilienentwicklern – für bedenklich. Erschwerend kommen die geopolitischen Risiken durch die Zuspitzung des Konflikts um Taiwan hinzu. Auf der anderen Seite verbessern sich in China das Geldmengenwachstum und auch die Überschussliquidität. Die Geldmengenentwicklung ist in Asien generell wieder etwas besser, neben China hat auch Japan weiter eine positive Überschussliquidität. Innerhalb Asiens halten wir Länder wie Singapur für attraktiv: Die Börse in Singapur ist günstig bewertet und zeigt darüber hinaus seit Anfang 2022 relative Stärke. Singapur ist sowohl für die USA als auch China als Handelsdrehscheibe interessant.
Der deutsche bzw. europäische Aktienmarkt ist aus unserer Sicht zwar günstig bewertet, aber die weiter steigenden Energiepreise bergen große Konjunktur- und Standortrisiken. Auf Sektorenebene halten wir den Energiesektor unverändert für aussichtsreich: Die Branche ist nach wie vor günstig bewertet und überzeugt durch hohe freie Cashflows. Da das Angebot an Energie nicht von jetzt auf gleich steigerbar ist, dürften die Energiepreise längerfristig auf hohem Niveau bleiben.
Währungen/Rohstoffe/Gold
- Euro weiter belastet
- Norwegische Krone oder Schweizer Franken attraktiv
Der Euro dürfte durch die Entwicklung in Europa und (v.a. in Deutschland) und die Energiepreisproblematik weiter belastet bleiben. Innerhalb Europas sehen wir dagegen in Währungen wie dem Schweizer Franken oder der norwegischen Krone größeres Potenzial.