Wenn die Märkte über einen längeren Zeitraum wie am Schnürchen laufen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Börsenexperten anfangen von einer möglichen bevorstehenden Korrektur zu sprechen. Eine Korrektur, so viel wird unerfahrenen Anlegern schnell klar, ist ein Ereignis, auf das sich niemand so wirklich freut. Doch warum?
Es kann jeden treffen
Eine Korrektur ist nicht anderes als ein mäßiger Kursabschwung an den Aktienmärkten bzw. in einer Aktie. Mäßig heißt etwa zehn bis 20 Prozent Kursverfall von einer jüngsten Kursspitze. Korrekturen sind als Phänomen nichts Ungewöhnliches. Sie können etwa einen Index wie den DAX treffen, Rohstoffe oder auch die jüngste Hype-Aktie aus dem Tech-Sektor.
Korrektur = Crash?
Viele Anleger fürchten sich vor Korrekturen, da sie nach ihrem Verständnis synonym für einen Bärenmarkt oder sogar einen Börsencrash stehen. Dabei sind Korrekturen an sich erst einmal nicht schlimm, sondern treten regelmäßig auf. Der deutsche Leitindex DAX korrigierte zum Beispiel zwischen 1970 und 2004 über zwanzigmal. Warum?
Eine Korrektur kann verschiedene Gründe haben. Oftmals sind unerwartete wirtschaftliche Schocks oder politisch-gesellschaftliche Ereignisse der Auslöser, die dafür sorgen, dass Investoren ihr Engagement zurückfahren und sich erst einmal einen Überblick verschaffen wollen.
Vier Monate im Schnitt
Diese Rücksetzer sind in der Regel eher kurzfristig und dauern nicht länger als ein paar Monate. Die DAX Korrekturen beispielsweise dauerten im Schnitt vier Monate. Auch die Korrekturen des S&P 500 seit dem zweiten Weltkrieg dauerten durchschnittlich etwa vier Monate. Allerdings dauern manche Korrekturen auch nur wenige Wochen – die genaue Dauer ist schwierig zu antizipieren.
Wo lauert der Bär?
Ebenfalls schwierig zu antizipieren ist, ob eine Korrektur sich zu einem ausgewachsenen Bärenmarkt entwickelt. Das passiert, wenn sich die Kurse nach Abklingen des zuvor geschehenen Schocks nicht wieder erholen. Der S&P ging seit 1974 beispielsweise fünfmal von einer Korrektur in einen tatsächlichen Bärenmarkt über. Wo liegt der Unterschied?
Der Wind dreht sich
Während eine Korrektur sich zumeist nur über einige wenige Monate erstreckt, umfasst ein Bärenmarkt eher 14 bis 16 Monate mit stärkeren Kurseinbrüchen, in der Regel über 20 Prozent. Diese Marktphasen sind oft nicht nur mit singulären Auslösern verbunden, sondern auch auf eine grundsätzlich veränderte Stimmung der Investoren. Im Börsensprech nennt sich diese Stimmung auch „Sentiment“.
Das große Ganze
Diese Stimmungsänderungen rühren nicht von schlechten Quartalszahlen her, sondern beziehen sich zumeist auf das „Big Picture“. Bei der Korrektur setzen viele professionelle Investoren auf fallende Kurse, um günstige Kaufgelegenheiten zu nutzen. Denn sie sehen die nahe bis mittelfristige Zukunft immer noch positiv. Im Bärenmarkt dreht sich dieser Optimismus. Kaufgelegenheiten sind plötzlich nicht mehr interessant, weil die Anleger insgesamt pessimistischer sind.
Wie Anleger sich schützen
Wie sollten Anleger auf eine Korrektur reagieren? Wer ein gut diversifiziertes Portfolio sein Eigen nennt, der ist für eine typische Korrektur gut gewappnet. In dem Fall lässt sich getrost der Kurs beibehalten. Wichtig ist aber unbedingt zu verstehen, was genau der Auslöser für eine Korrektur ist. Welche grundsätzlichen ökonomischen oder politischen Entwicklungen haben zu dieser Situation geführt? Handelt es sich um isolierte Auslöser können Anleger zunächst die Füße stillhalten.
Strohfeuer oder Waldbrand?
Kommen Sie jedoch zu dem Schluss, dass der Auslöser dieser Korrektur von elementarer Bedeutung für den gesamten Aktienmarkt oder die globale Wirtschaft sein könnte, sollten sie vorsichtig sein. In diesem Fall wäre es sinnvoll, sich auf eine längere Korrektur oder sogar einen Bärenmarkt vorzubereiten. Ganz wichtig: Das bedeutet nicht Aktien zu verkaufen. Vielmehr sollten Sie sich finanziell so aufstellen, dass sie gerade nicht gezwungen sind Ihre Aktien bei Tiefstkursen zu verkaufen.
In der Korrektur cool bleiben
Das Portfolio proaktiv ausgewogen zu gestalten und so aufzustellen, dass es den eigenen Bedürfnissen und vor allem der Risikotoleranz entspricht, ist der beste Schutz vor Kurzschlusshandlungen in einer Korrektur. Und Kurzschlusshandlungen kommen vor. Gerade für unerfahrene Anleger sind Korrekturen oft ein Moment der Wahrheit: Wie risikotolerant bin ich wirklich? Wenn Sie feststellen, dass eine konservativere Strategie besser zu ihnen passt, dann sollten Sie diese unbedingt erst nach der Korrektur umsetzen. Das Portfolio in der Korrektur umzubauen kann im Zweifel schmerzhafte Verluste bedeuten.
Das Gute im Schlechten
Wer langfristig am Kapitalmarkt aktiv sein möchte wird in dieser Zeit kaum um Korrekturen herumkommen. Sie sind ein notwendiges Übel, aber kein pauschaler Grund zur Panik. Wer sich gut aufgestellt hat, sollte seinen Kurs beibehalten. Erfahrene Anleger halten extra für diese Momente „Pulver trocken“, also Liquidität zurück, um zu günstigeren Kursen Aktien zu kaufen. Dieses Vorgehen wird „Buy the Dip“ genannt.
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