Wir brauchen an dieser Stelle nicht mehr zu erklären, dass Anleihen aufgrund des veränderten Zinsumfelds aus Anlegersicht wieder deutlich an Attraktivität gewonnen haben. Was wiederum erklärungsbedürftiger ist, sind die Anleihen selbst. Denn so unkompliziert die technische Bezeichnung „festverzinsliches Wertpapier“ zunächst klingt, so vielfältig ist das Spektrum der verschiedenen Anleihentypen. Deswegen möchten wir Ihnen in diesem Beitrag einen Überblick über die wichtigsten Arten von Anleihen und ihre Besonderheiten geben.
Die meisten Anleihentypen unterscheiden sich in aller Regel anhand der folgenden Merkmale: Zinsausschüttung, Emittententyp und damit verbunden Rendite und Risiko. Wir beginnen mit den Klassikern und arbeiten uns zu den Sonderfällen vor.
Staatsanleihen
Wenig überraschend handelt es sich bei der Staatsanleihe um die Schuldverschreibung eines spezifischen Landes. Sicherheit für Anlegerbietet somit die gesamte Volkswirtschaft. Mit der Aufnahme von Anleihen sichern Staaten ihre Zahlungsfähigkeit und finanzieren Ihr Haushaltsdefizit.
Staatsanleihen gelten als stabil und weniger schwankungsanfällig, insbesondere im Vergleich zu Aktien. Zwar gelten Staaten gemeinhin als eher sichere Emittenten, dennoch gibt es auch bei Staatsanleihen große Unterschiede in der Qualität und Zuverlässigkeit.
Insbesondere die Währung und die Bonität spielen hier eine entscheidende Rolle. So kann beispielsweise die Währung eines Landes im Wertschwanken und die Anleihe damit Wert verlieren - oder zulegen. Auch ein Staatsbankrott ist möglich, wenngleich sehr viel seltener als in der Privatwirtschaft. Gleichzeitig gilt aber auch: Je höher das Risiko, desto höher die Anleihenverzinsung und die Renditechance.
Unternehmensanleihen
Ebenso wie Staaten müssen sich auch Unternehmen finanzieren. Bankkredite allein bieten zu wenig Flexibilität und sind zudem gegebenenfalls nur mit unattraktiven Konditionen zu haben. Hier kommen Unternehmensanleihen ins Spiel.
Grundsätzlich sind Anleihen privater Unternehmen mit einemetwas höheren Risiko zu bewerten als Staatsanleihen, bieten allerdings auch höheres Renditepotenzial. Wobei fairerweise zu erwähnen ist: Es gibt Unternehmen, die sichere Emittenten sind als bestimmte Staaten. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Generell ist die genaue Analyse von Unternehmen auf finanzielle Gesundheit und Stabilität für ein erfolgreiches Anleihen-Investment wichtig.
Wie bei Staatsanleihen gilt: Je höher der Zins auf die Anleihe, desto höher auch das Risiko. Auch hier ist insbesondere die Solvenz des Unternehmens entscheidend, die maßgeblich das Rating eines Unternehmensbeeinflusst. Dabei ist AAA die höchste Güteklasse, während D beinahe einer Insolvenz gleichkommt. Bis zum Rating BBB- werden Unternehmsanleihen als investment grade bezeichnet und gelten als vergleichsweise solide.
Pfandbriefe
Sie sind das Refinanzierungsmittel der Wahl für zugelassene Kreditinstitute. Die Pfandbriefbanken nutzen diesen Anleihetyp, um die Vergabe Krediten an ihre Kunden zu finanzieren. Ebenso wie Staats- und Unternehmensanleihen ist der Pfandbrief verzinst. Als Pfand für diese spezielle Anleiheform können Grundstücke oder Immobilien dienen, die bei Zahlungsausfall dem Gläubigerzustehen. Aufgrund der materiellen Sicherheiten gelten die Pfandbriefe als sehr verlässliche Anlageform, was zu niedrigen Zinsen führt und damit zu weniger Renditepotenzial.
Standard: ein fester Zinssatz
Neben der Differenzierung nach Emittentenart lassen sich Anleihen auch anhand ihres Zinszahlungsmodells unterscheiden. Das Standardmodell bei Anleihen ist ein fester Zinssatz, der sich über die Laufzeit nicht verändert. Die Zinszahlung erfolgt entweder alle 12 oder alle 6 Monate, bis die Anleihefällig und der ursprüngliche Nominalwert zurückgezahlt wird.
Der Kurs von Anleihen mit festem Zinssatz kann auf Veränderungen des Leitzinses reagieren und unterliegt damit einem Zinsänderungsrisiko. Bei steigenden Leitzinsen sinken die Anleihenkurse, bei sinkenden Leitzinsen können die Kurse allerdings auch steigen. Mehr über diese Mechanik erfahren Sie hierbei uns im Blog oder im Podcast.
Floater: variable Verzinsung
Die Verzinsung einer Floater Anleihe ist dynamisch und passt sich in regelmäßigen Abständen an einen Referenzzinssatz an. Im Euroraum kann das beispielsweise der Euribor sein. Durch die Zinsanpassungen sind die Kurse von Floater Anleihen weniger zinssensitiv und bieten vor allem in einem steigenden Zinsumfeld gute Renditechancen. Allerdings liegt der Nachteil auf der Hand: Sinkt der Referenzzins, schmälert das auch die Rendite der Floater Anleihen. Sowohl nach oben als auch nach unten kann die variable Verzinsung begrenzt sein, was dem Anleger mehr Erwartungssicherheit bietet.
Zerobonds: Nullkupon-Anleihen
Bei diesem Anleihentyp verzichten die Anleger auf die Zinszahlungen. Dafür erhält der Anleger diese Anleihe deutlich unter Nennwert. Wird ein Zerobond fällig, erhält der Anleger vom Emittenten aber den gesamten Nennwert. Die Rendite ist also die Differenz zwischen Nennwert und Ausgabekurs und somit eindeutig vorab festgelegt. Bei Zerobonds erhält der Anleger einmalig zum Ende der Laufzeit den Gesamtertrag.
Fokus auf die Basics
Auch, wenn wir auf zahlreiche Sondertypen an dieser Stelle nicht eingehen konnten, wird klar: Die Welt der Anleihen ist enorm vielfältig und nicht leicht zu überblicken. Sich auf die Basics zu konzentrieren kann gerade für wenig erfahrene Anleger sinnvoll sein. Selbstverständlich kann auch ein professioneller Vermögensverwalter eine Möglichkeit sein, um in Anleihen zu investieren. Wenngleich auch Profis nicht ohne Risiken anlegen und womöglich nicht alle marktbedingten Kursschwankungen ausgleichen können.