Es ist so eine Sache mit der Saisonalität der Aktienmärkte. Es gibt Monate wie September und Oktober, die teils zu Recht, teils zu Unrecht, unter Anlegern keinen guten Ruf genießen. Und dann wiederum gibt es Monate wie den November, der zwar mit Kälte und Nässe aufwartet, aber als überdurchschnittlich guter Börsenmonat gilt. Es gibt sogar ganze Anlagestrategien, die auf Saisonalität aufbauen. Beispielsweise die Halloween-Strategie. Was dieser Ansatz taugt und welche Lektionen er für Anleger bereithält, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Beste Phase von November bis Mai?
Die Börsenweisheit „Sell in may and go away. But remember to come back in September“, dürfte den meisten Anlegern bekannt sein. Sie geht von der Hypothese aus, dass Investments über den Sommer schwächer ausfallen als über die kälteren Monate. Auf dieser Hypothese setzt auch die Halloween-Strategie auf. Noch präziser geht sie davon aus, dass zwischen Halloween, also dem 31. Oktober und dem 1. May die beste Phase für Aktienmarkt Investments. Wichtig: Es handelt sich hierbei um eine Hypothese.
Hypothese aus der Historie
Für alle historisch-Interessierten unter uns bieten die Verfechter der Hypothese auch eine griffige Herleitung. Demnach bevorzugte es die gehobene Gesellschaft des viktorianischen Englands, die Sommermonate auf seinen Landsitzen abseits der Städte zu verbringen. Das führte logischerweise zu einer deutlich eingeschränkten Handelsaktivität an den Börsen und entsprechend zu geringeren Renditechancen. Bei der Rückkehr in die Städte, nahm diese Aktivität wieder zu. Gewisse Parallelen lassen sich auch heute beobachten, wenn beispielsweise große Teile der Wall Street im Sommer aus Manhattan in Richtung der Hamptons fliehen.
Die Datenlage
Aber sind die Hypothesen auch empirisch belegt? Das ist selbstverständlich die zentrale Frage, die Sie sich jetzt stellen werden. Die Antwort ist, wie so oft an den Kapitalmärkten, nicht eindeutig. Es gibt vereinzelte Publikationen, die der Halloween-Strategie mit Blick auf den S&P500 eine historische Outperformance gegenüber einer Buy-and-Hold-Strategie zuschreiben. Wieder andere kritisieren, dass bestimmt Negativ-Events, wie beispielsweise der Black Monday Crash von 1987 oder der Untergang des großen US-Hedgefonds LTCM in den 1990er Jahren, die Daten stark verzerren. Trotzdem werfen ist es an dieser Stelle sinnvoll, einen Blick auf die historischen Daten des S&P500 zu werfen.
Die durchschnittliche monatliche Rendite des US-Leitindex S&P500 zeigt deutlich, dass es Unterschiede zwischen der durchschnittlichen Börsenperformance der Monate gibt. So gehören die Wintermonate tatsächlich zu den stärkeren Performern und der September schneidet besonders schlecht ab. Fun Fact: 2024 erzielte der Index im September ein Plus von über zwei Prozent. Und auch in den Sommermonaten war, zumindest in der Vergangenheit, durchaus Rendite zu erwirtschaften. Was lehrt uns das?
Historische Muster sind nicht für die Ewigkeit
Für den langfristig orientieren Anleger ergibt es wenig Sinn, durch saisonales Timing, wie etwa bei der Halloween-Strategie, eine Überrendite erzielen zu wollen. Denn die Muster sind nicht verlässlich und können durch Sondereffekte verzerrt werden. Und auch Durchschnittswerte sind eben nur Durchschnittswerte, Abweichungen sind logischerweise möglich. Nicht jedes historische Muster ist für die Ewigkeit gemacht. Wichtiger ist es, die allgemeine Wirtschaftslage im Blick zu behalten und die Wertpapiere, in die man investieren möchte, regelmäßigen Auswertungen zu unterziehen. Wem dafür die Zeit und die Muße fehlen, kann selbstverständlich auch auf professionelle Hilfe zurückgreifen.