Anleger haben es derzeit nicht leicht: Wer sich über die Weltwirtschaftslage informieren möchte, wird beinahe täglich mit neuen Informationen bombardiert. Nur langsam sinkende Inflationsraten, steigende Zinsen und enttäuschende Unternehmensberichte einerseits. Andererseits Spekulationen um ein Einlenken der Notenbanken und die damit verbundene Hoffnung auf eine mögliche Entspannung. Das Narrativ zur weiteren Börsenentwicklung bleibt umkämpft. Entsprechend volatil sind die Märkte und eine Verunsicherung ist allgemein spürbar. Es ist höchste Zeit sich wieder auf ein Mantra zu konzentrieren, das für eine erfolgreiche strategische Geldanlage entscheidend ist: Rendite ist eine Frage der Zeit.
Wo kein Schatten, da kein Licht
Auch wenn vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen und der dazugehörigen Berichterstattung leicht der Eindruck entstehen kann, dass die Weltlage derzeit besonders kritisch ist, sollten Anleger sich daran erinnern, dass Krisen genauso zum Börsengeschehen gehören, wie positive Phasen und Ereignisse. Es ist wie bei einem Fußballspiel: Nur, weil gerade ein Spieler nicht am Ball ist, ist er nicht vom Feld verschwunden. Und dass er wieder aktiv ins Spiel eingreift, ist nur eine Frage der Zeit.
Kursgewinne trotz 70 Jahren voller Krisen
Eine spannende Einordung der Aktienmarktentwicklung im Weltgeschehen hat Investor & Publizist Christian W. Röhl erstellt. Seine Grafik zeigt die Wertentwicklung des US Leitindex S&P 500 über die zurückliegenden 70 Jahre – inklusive verschiedener großer und kleiner Krisen. Ob die historischen Krisen mit den heutigen vergleichbar sind, ist wohl eher eine Diskussion für Historiker. Dennoch waren einige von ihnen zweifelsfrei von globaler Tragweite.
Trotzdem, das geht aus der Grafik hervor, konnte der S&P500 im Gesamtverlauf eine positive Wertentwicklung (ca. 8% pro Jahr erzielen). Selbstverständlich sind historische Renditen kein Indikator für zukünftige Wertentwicklung, sie sollen hier viel mehr zeigen: Auch große Krisen verhinderten in der Vergangenheit über lange Zeiträume nicht den Wertzuwachs bei Aktien. Trotzdem bergen Kapitalanlagen Verlustrisiken.
Rendite visualisieren
Doch was bedeutet das konkret für mein Investment? Einen guten Überblick über die Wertentwicklung ein bestimmtes Invest über einen spezifischen Zeitraum bieten die sogenannten Renditedreiecke. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) zeigt in seinen Renditedreiecken die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung über verschiedene Zeiträume. Christian W. Röhl hat dankenswerterweise die DAI Renditedreiecke, die nur den deutschen Leitindex DAX und den EURO STOXX 50 abbilden, auf den MSCI World Index erweitert.
Die Quintessenz dieser Grafik: Je länger der betrachtete historische Anlagezeitraum, desto geringer die Wahrscheinlichkeit einer negativen Rendite. Ab einem Zeitraum von mindestens 15 Jahren war eine negative Rendite sogar ausgeschlossen – völlig unabhängig von Ein- oder Ausstiegszeitpunkt. Selbstverständlich auch hier der Hinweis: Historische Wertentwicklung ist keine Sicherheit für zukünftige Rendite und Kapitalanlagen bergen Verlustrisiken.
Gut Ding will Weile haben
Was heißt das für Anleger? Nur weil bestimmte Krisen oder negative Einflussfaktoren besonders im Fokus der (medialen) Aufmerksamkeit stehen, sind sie noch lange nicht relevanter für die langfristige Wertentwicklung der globalen Aktienmärkte. Letztlich entscheidet über den Anlagerfolg neben einer guten Portfolio- und Asset-Selektion vor allem das „Sitzfleisch“ der Anleger. Gerade in bewegten Zeiten ist es sinnvoll, sich immer wieder daran zu erinnern.