Für den laufenden Monat Mai bleiben wir grundsätzlich konstruktiv. Die US-Wirtschaft hat sich bisher gut gehalten. Allerdings deuten immer mehr Frühindikatoren und auch Unternehmensaussagen – vor allem aus dem Small- und Mid-Cap-Bereich – auf eine Abschwächung der US-Konjunktur hin. Aktuell wird die erste US-Zinssenkung für September erwartet, mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 65 Prozent. Die US-Zinsen könnten also in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreicht haben und nun fallen. Eine sukzessive Verlängerung der Duration erscheint uns daher sinnvoll.
Die Autoren
Das Research Team von DJE beobachtet und bewertet die Märkte laufend anhand der hauseigenen FMM-Methode nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien. Einmal im Monat fassen sie ihre Ergebnisse zusammen.
Chancen
- Regional könnten Europa und hier besonders Deutschland wirtschaftlich positiv überraschen; die Reallohnsteigerungen könnten hier höher ausfallen als in den USA
- Chancen bieten Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle weitgehend konjunkturunabhängig und margenstark sind und die idealerweise zusätzlich über ein gewisses Kostensenkungspotenzial verfügen
- Längerfristig, d.h. auf Sicht der nächsten zehn Jahre, gibt es wenig Gründe, warum sich Aktien nicht ähnlich wie in den letzten zehn Jahren entwickeln sollten
- Japan und China bieten aufgrund saisonaler Stärken und attraktiver Bewertungen weiterhin gute Beimischungsmöglichkeiten
Risiken
- Die Fragilität des US-Finanzsystems könnte globale Auswirkungen haben, wobei von den USA erwartet wird, dass sie rechtzeitig Gegenmaßnahmenergreifen
- Eine Rückführung der US-Neuverschuldung und des Fiskaldefizits könnte das Wirtschaftswachstum der USA belasten
- Geopolitische Konflikte, vor allem in der Ukraine und im Nahen Osten, dürften dauerhaft weiter schwelen und die Amerikaner betrachten dies zunehmend als europäisches Problem
Fundamental
In Deutschland und Europa könnten niedrige Erwartungshaltungen zu positiven Überraschungen in der wirtschaftlichen Entwicklung führen. Das Konsumentenvertrauen in Deutschland verbessert sich, und Reallohnsteigerungen sollten höher ausfallen als in den USA.
Japan: Die Saisonalität spricht weiterhin für Japan; historisch gesehen war das zweite Quartal meist das stärkste Quartal für japanische Aktien; zudem hat Japan weltweit die niedrigsten Realzinsen, und japanische Aktien das beste „equity risk premium“.
China: Die Bewertungen chinesischer Aktien sind niedrig, viele Unternehmen haben sehr hohe Cash-Reserven und die Aktienrückkäufe steigen. Zudem strebt die Regierung eine Stärkung des Kapitalmarktes an, und internationale Investoren sind in China noch untergewichtet: Insgesamt sprechen mehr Punkte für China als Beimischung als dagegen.
Monetär
Sollten die Zinsen in Europa im Juni gesenkt werden, dürfte dies u.a. Sektoren wie Real Estate oder auch Versorgungsunternehmen und erneuerbaren Energien zugutekommen. Zinssensitive Aktien, vor allem aus dem Banken- und Versicherungssektor, dürften von der Stimmungsseite her Gegenwind bekommen.
Markttechnik
Aus markttechnischer Sicht herrscht derzeit kein erhöhter Optimismus, was insgesamt unterstützend wirken sollte. Ein massiver Einbruch der Märkte ist derzeit nicht zu erwarten. Die Marktbreite könnte sich in den kommenden Monaten verbessern. Japan, China und Gold bleiben als Beimischung interessant.