Der November zeigte sich vor allem in den USA von seiner starken Seite: Der klare Wahlsieg von Donald Trump beseitigte politische Unsicherheiten und ließ die US-Märkte stark zulegen. Der weltweite Aktienindex MSCI World verzeichnete ein Plus von 7,54 Prozent in EUR, während Europa und Japan moderate Zuwächse verzeichneten. Weltweit dominierten Finanz- und Technologiewerte, während Rohstoff- und Gesundheitstitel schwächer abschnitten.
Auch in Europa gehörten Finanz- und Technologieaktien im November zu den stärksten Sektoren. Gleichzeitig mussten zyklische Sektoren wie Chemie- und Automobilindustrie Verluste hinnehmen, die auf Monatsbasis mehr als 4 Prozent betrugen.
Ausblick Dezember
Eine Rezession in den USA oder eine Finanzmarktkrise erscheint weiterhin unwahrscheinlich. Ein Szenario wie Mitte der 90er Jahre – moderate US-Zinssenkungen bei Ausbleiben einer Rezession – bleibt immer noch realistisch. Wir bleiben daher für die verbleibenden Wochen des Jahres konstruktiv. In den USA ist mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen, wobei die Markterwartungen trotz der jüngsten Anpassungen immer noch als relativ optimistisch einzustufen sind. Dieser hohe Optimismus birgt ein gewisses Enttäuschungspotenzial.
Das leicht höhere Zinsniveau in den USA spricht weiterhin für Banken und den Finanzsektor, den wir unverändert positiv einschätzen. Chancen sehen wir darüber hinaus im Bau- und Infrastruktursektor sowie in Japan.
Die konjunkturelle Entwicklung in Europa bleibt aufgrund der strukturellen Probleme in Deutschland und der Gefahr neuer US-Zölle mit Risiken behaftet. Der enorme Pessimismus gegenüber europäischen Aktien könnte jedoch Raum für positive Überraschungen schaffen. Vor allem Unternehmen mit geringer Konjunkturabhängigkeit, niedriger Zollbelastung und Kostensenkungspotenzial könnten sich mit Blick auf 2025 als interessante Anlageziele erweisen.
Chancen, die wir sehen
- Der globale bzw. US-Finanz-/-Bankensektor ist strukturell gut aufgestellt. Weniger Regulierung unter der neuen US-Regierung wirkt unterstützend. Langfristig höhere Zinsen in den USA könnten sich zudem positiv auf die Zinserträge auswirken. Für 2025 erwarten wir eine Belebung der M&A-Aktivitäten ("Mergers & Acquisitions"), und auch der Kryptomarkt dürfte unter der Trump-Administration Rückenwind erhalten.
- Mit einer vollen Pipeline an Infrastrukturprojekten bleibt der Bausektor aussichtsreich, besonders in den USA. Neue Aufträge für den Ukraine-Aufbau könnten bei einem möglichen Waffenstillstand oder Friedensschluss hinzukommen.
- Japan bietet weiterhin eine der höchsten Marktrisikoprämien und verzeichnet starkes Wachstum bei Aktienrückkäufen. Das Land bleibt von US-Zöllen verschont und hat keine Überinvestition in den letzten Monaten erlebt. Japanische Finanztitel könnten zudem vom höheren US-Zinsniveau profitieren.
- Die Marktbreite in den USA könnte sich zugunsten der Small und Mid Caps verbessern. Diese Unternehmen profitieren besonders von möglichen Steuersenkungen.
- Ausgewählte europäische Unternehmen bieten Chancen. Insbesondere Unternehmen mit geringer Konjunkturabhängigkeit, niedriger Zollbelastung und Kostensenkungspotenzial könnten sich als solide Investments erweisen.
Risiken, die wir beobachten
- Die US-Zinssenkungserwartungen des Marktes erscheinen weiterhin zu optimistisch.
- Die Bewertung des US-Marktes ist hoch, und viele positive Entwicklungen sind bereits eingepreist. Auch der Optimismus für US-Aktien ist weiterhin außergewöhnlich hoch. Die aktuell sehr niedrigen Spreads bei Unternehmensanleihen könnten ebenfalls als Warnsignal gelten.
- Ein erneuter Handelskrieg zwischen den USA und China bleibt ein Risiko. Sollten unter der Trump-Administration massive Zölle auf chinesische Importe eingeführt werden, könnte China mit einer deutlichen Abwertung des RMB reagieren. Dies würde die Aussichten für chinesische Aktien weiter eintrüben.
- Die geplanten Zoll-Maßnahmen der Trump-Administration könnten zu negativen Implikationen führen, darunter ein verstärkter Inflationsimpuls. Dies könnte wiederum höhere Zinsen am langen Ende nach sich ziehen und die Märkte belasten.
- Eine mögliche Lösung des Ukraine-Kriegs sowie eine erhöhte Ölförderung in den USA könnten die Öl- und Gaspreise belasten. Gleichzeitig könnte die anhaltend schwache Nachfrage aus China zusätzlichen Druck ausüben.
- Für das Jahr 2025 erwarten wir einen Anstieg der Neuemissionen. Sollten diese nicht erfolgreich verlaufen, könnte dies ein Warnsignal für die Märkte darstellen.
- Europa, insbesondere Deutschland, sieht sich weiterhin mit strukturellen Wachstumsproblemen konfrontiert. Dennoch ist die Börsenentwicklung oft differenziert von der wirtschaftlichen Gesamtlage zu betrachten.
Monetäres Umfeld
Die Einführung höherer Zölle unter der Trump-Administration könnte den US-Dollar weiter stärken. Protektionistische Maßnahmen erhöhen tendenziell die Nachfrage nach der heimischen Währung und könnten so den US-Dollar stützen. Während die Fed eine moderatere Zinspolitik verfolgen dürfte, könnte die EZB aufgrund der anhaltenden strukturellen Wachstumsprobleme in Europa zu stärkeren Zinssenkungen gezwungen sein. Diese Divergenz in der Geldpolitik dürfte den US-Dollar ebenfalls stützen.
Markttechnik
Der Optimismus für US-Aktien ist nach dem klaren Wahlausgang hoch. Für Europa hingegen überwiegt der Pessimismus. Saisonal könnte der Rückenwind bis zur Amtseinführung von Donald Trump im Januar anhalten.