Wenn es an den Aktienmärkten unruhiger wird, steigt verständlicherweise auch die Nervosität vieler Anleger. Sollte ich aussteigen und meine Aktienquote zurückfahren? Die Überlegung ist nachvollziehbar, aber in der Regel ignoriert man dabei einen wichtigen Faktor: Aktien unterscheiden sich stark voneinander, weil sich die entsprechenden Unternehmen stark unterscheiden. Das heißt auch, dass Aktien sich in unterschiedlichen Markt- und Konjunkturphasen nicht alle identisch entwickeln. Gibt es also so gesehen eine Aktie für alle Fälle? In jedem Fall gibt es für viele verschiedene Szenarien die passenden Aktien. Wir zeigen, welche Typen von Aktien es gibt und in welcher Gemengelage sie sich besonders gut oder schlecht entwickeln.
Growth Aktien
Die Growth-Aktien waren an den Börsen über lange Zeit Everbody’s Darling. Wer nicht in sie investiert war, verpasste in der Regel, insbesondere in den vergangenen paar Jahren, starke Kursgewinne. Auch die großen Indizes wurden von nur wenigen Growth-Titeln, insbesondere Tech-Aktien getragen. Sie profitierten von den niedrigen Leitzinsen und viel freier Liquidität, die dem Markt von den Notenbanken zugeführt wurde. Mit dem durch die restriktivere Notenbankpolitik geänderten Marktumfeld stoppten auch viele Growth Aktien ihren Höhenflug. Denn plötzlich zählten für Investoren nicht mehr mögliche zukünftige Gewinne, sondern der Fokus richtete sich auf die Gegenwart.
Value Aktien
Das wiederum spielte vielen Value Aktien in die Karten. Unternehmen mit gesunden Bilanzen, dazu noch längere Zeit vom Mainstream der Anleger links liegen gelassen, waren durch ihre vergleichsweise geringeren Bewertungsniveaus plötzlich wieder interessant. Kaum verwunderlich, dass gerade in einem insgesamt unsichereren Marktumfeld diese weniger spekulativen Titel in die Favoritenrolle schlüpfen konnten. Value Aktien finden sich in vielen verschiedenen Sektoren wieder.
Defensive Aktien
Unternehmen, deren Geschäft weitestgehend unabhängig vom Konjunkturzyklus ist, bezeichnet man aus Investorensicht als defensiv oder antizyklisch. Auch in einem abkühlenden wirtschaftlichen Umfeld wissen diese Unternehmen mit soliden Zahlen zu überzeugen. Insbesondere Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung, aber auch Lebensmittel oder Konsumgüter des täglichen Bedarfs zählen dazu. Oft bieten solche Unternehmen neben einer geringeren Volatilität höhere Dividendenrenditen. Große positive Kurssprünge sind bei diesen Aktien allerdings eher selten zu beobachten.
Zyklische Aktien
Ist ein Unternehmen, beziehungsweise sein Geschäftsmodell, stark von den Konjunkturphasen abhängig spricht man von sogenannten Zyklikern. Die Erträge dieser Unternehmen sind besonders dann stark, wenn sich die gesamte Wirtschaft und das Konsumentenklima positiv entwickeln. Auch die Aktienkurse von Zyklikern entwickeln sich mit hoher Korrelation zum Konjunkturzyklus. Entsprechend schwanken zyklische Aktien stärker im Kurs, bieten aber auch höhere positive Kurspotenziale. Zu zyklischen Aktien gehören Reiseunternehmen, Retail, aber auch Consumer Electronics, Automobilhersteller und Rohstoffproduzenten.
Und wenn Aktien allgemein enttäuschen?
Zum Glück gibt es an den Kapitalmärkten viele Möglichkeiten für Anleger. So sind beispielsweise Anleihen mittlerweile durch die gestiegenen Zinsen zu einer veritablen Option geworden. „Wir sehen Anleihen auf den Markt kommen, wo aktuell interessante Renditen draufstehen, von sehr etablierten Unternehmen mit hervorragenden Ratings“, erklärt dazu DJE Research Leiter Stefan Breintner im Marktkommentar März. Selbstverständlich bergen aber auch Anleihen Risiken, wie Währungs- oder Ausfallrisiken.
Sie sehen: Der Kapitalmarkt bietet für viele Szenarien passende Optionen. Wenn die Umstände allzu negativ werden, ist auch die Erhöhung der Cashquote im Depot ein möglicher sinnvoller Schritt, um Risiko zu reduzieren. Bei Solidvest gehört die aktive Steuerung der Cashquote deswegen selbstverständlich zum Werkzeugkasten dazu.