Corona trifft nicht alle Branchen gleichermaßen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns weiterhin auf defensive Branchen wie zum Beispiel den Gesundheitssektor und Profiteure der aktuellen Krisensituation. Aktien bleiben langfristig attraktiv.
Vom Analystenteam der DJE Kapital AG
Bis jetzt ist es uns gelungen, in der schnellsten Marktkorrektur aller Zeiten nach unten weniger zu verlieren als der Markt. Mit einer defensiven, aber nicht zu vorsichtigen Strategie versuchen wir an der laufenden Erholung teilzuhaben, ohne unsere Outperformance zu stark aufs Spiel zu setzen. Sollte die Börse wider Erwarten stärker fallen, verfügen wir auch über genügend Liquidität, um ausgewählte Unternehmen bzw. Aktien günstiger ein- bzw. nachzukaufen.
Die wichtigsten Punkte für diesen Monat:
- Corona verliert seinen Schrecken – der Höhepunkt der Coronakrise dürfte hinter uns liegen.
- Die Wirtschaft wird stark belastet, es steht zunächst eine tiefe Rezession bevor. Die Erholung bis auf das Vorkrisenniveau wird wahrscheinlich länger dauern.
- Aktien sind langfristig interessant.
- Unternehmensanleihen ausgewählter Emittenten sind inzwischen wieder attraktiv, allerdings schwer zu handeln.
Corona verliert seinen Schrecken – der Höhepunkt der Coronakrise dürfte überschritten sein
Es zeichnet sich ab, dass die Lockdown-Maßnahmen greifen: Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus gehen in Deutschland zurück. Die Wachstumskurve flacht etwas ab. Die Regierungen werden aber weiter risikobewusst agieren und die Schutzmaßnahmen nur sehr langsam und schrittweise zurückschrauben, um in jedem Fall eine zweite Ansteckungswelle zu vermeiden. Wir gehen daher nicht davon aus, dass es eine zweite Welle geben wird.
Zudem helfen mit dem nahenden Sommer auf der Nordhalbkugel auch meteorologische Faktoren gegen die Ausbreitung des Virus. Höhere Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und stärkere UV-Strahlung setzen dem Virus zu und sind gut für die menschliche Immunabwehr.
Für die Börse ist es ein gutes Signal, dass die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen seit ein paar Tagen nahezu weltweit sinkt. Das entspricht sowohl im Ablauf als auch im Timing unseren Erwartungen. Zuletzt hat sich auch bestätigt, dass die Börse v.a. auf die Entwicklung der Corona-Pandemie schaut. Wirtschaftliche Daten stehen noch im Hintergrund, da deren Informationsgehalt aufgrund der starken Verwerfungen zu gering ist.
Fazit: Unserer Meinung nach ist es nicht mehr nötig, das Risiko in den Portfolios wegen der Corona-Unsicherheit weiter zu reduzieren.
Die Wirtschaft wird stark belastet, es steht zunächst eine tiefe Rezession bevor
Zunächst aber wird die Wirtschaft stark belastet und kann sich, unter anderem weil die Corona-Maßnahmen aus Vorsicht nur allmählich zurückgedreht werden, auch nur langsam bis auf das Vorkrisenniveau erholen. Die Gefahr eines Domino-Effekts, der zu einer Rezession führt, besteht durchaus. Die gewaltigen Hilfspakete der Regierungen können in der gegenwärtigen Situation vorerst für Entspannung sorgen.
Dennoch werden die Verbraucher und die Industrie strukturell belastet. Unternehmen dürften einige Arbeits- und Geschäftsverträge kündigen, um sich auf Schlimmeres vorzubereiten oder um Schadensbegrenzung zu betreiben. Selbst wenn es nicht zum Äußersten kommt, werden diese Sparmaßnahmen nicht sofort wieder zurückgenommen. Das wird die Wirtschaft längere Zeit beeinträchtigen.
Wir sehen ein vermehrtes Sparen sowohl auf Konsumenten- als auch Produzentenseite. Geplante Investitionen von Unternehmen und Verbrauchern werden verschoben. Eine große Gefahr geht von einem unkontrolliertem Sparverhalten aus. Ob es hierzu kommt, hängt aber vor allem vom Vertrauen der Wirtschaftsteilnehmer und damit vom Krisenmanagement der Politik ab.
Als relativ sicher dürfte gelten, dass die Wachstumsraten 2021 aufgrund der niedrigen Basis aus 2020 verhältnismäßig hoch ausfallen werden. Die absolute Wirtschaftsleistung wird aber unter dem Vorkrisenniveau bleiben. Mit etwas Glück und gutem Krisenmanagement könnte sich aber auch ein neuer Konjunkturzyklus etablieren, nachdem der zurückliegende – der längste in der Geschichte – jäh beendet wurde. Dafür wäre ein pragmatischer Umgang mit den Altschulden (ggf. stunden oder streichen) hilfreich.
Fazit: Der starke wirtschaftliche Einbruch bereitet aus unserer Sicht eine Basis, von der aus Wachstum möglich und wahrscheinlich ist.
Aktien sind langfristig interessant
Nach FMM-Logik sprechen beide „M“ – also sowohl die markttechnischen als auch die monetären Daten – eine klare Sprache. Die Markttechnik war selten so einseitig negativ. Monetär wird aus allen Kanonen gefeuert, und es gibt so viele Gegenmaßnahmen wie noch nie.
Das „F“, die fundamentale Komponente, entwickelt sich dagegen viel weniger dynamisch. Bei den Konjunkturindikatoren, d.h. Auftragseingänge, Industrieproduktion, Einkaufsmanagerindizes etc., wird es in den nächsten Monaten massive Einbrüche geben. Aber auch unter fundamentalen Gesichtspunkten gilt aus der Erfahrung heraus, dass die Zeiten für Aktienkäufe gut sind, wenn die Arbeitslosigkeit besonders hoch oder die Einkaufsmanagerindizes besonders niedrig sind. Klar ist aber auch, dass die Gewinne der Unternehmen im Durchschnitt deutlich fallen werden.
Derzeit zeigt sich auch, dass Aktienrückkäufe ein prozyklisches Instrument sind. In den USA waren Aktienrückkäufe in den vergangenen Jahren bekanntlich ein starker Kurstreiber. Bei vielen US-Unternehmen entfällt zunächst in den kommenden Quartalen diese Art von Unterstützung. Dies könnte in Zukunft eher für europäische Aktien sprechen als für US-Werte.
Da nicht alle Branchen gleichermaßen von den Corona-Folgen betroffen sind, werden wir uns weiterhin auf defensive Branchen wie zum Beispiel den Gesundheitssektor und Profiteure der aktuellen Krisensituation konzentrieren. Dazu gehören z.B. Technologieunternehmen, deren Lösungen zukünftig stärker gefragt sein werden. Dazu zählen aber auch Erzeuger erneuerbarer Energien oder Bauunternehmen, die an fiskalischen Stimuli teilhaben. Darüber hinaus werden auch „Deglobalisierung“ und „Relokalisierung“ Themen sein, die wir verstärkt berücksichtigen.
Luxusaktien sind für uns derzeit aufgrund der starken Sparneigung und der eingeschränkten Reisetätigkeit, besonders von Chinesen, unattraktiv. Auch Ölaktien werden wir weiter meiden, weil wir Dividendenkürzungen erwarten.
Fazit: Fonds und Mandate mit Bezug zu einem Vergleichsindex können wieder stärker investiert sein. Portfolios, die sich an einem Absolute-Return-Ansatz orientieren ändern an ihrer Quote vorerst nichts.
Unternehmensanleihen ausgewählter Emittenten sind inzwischen wieder attraktiv
Wir sehen keine Inflationsgefahren. Die wesentlichen Inflationskomponenten wie Energiepreise und Arbeitskosten stehen momentan alle unter Druck und geben keinen Anlass zu Sorge. Auch die expansive Geldpolitik ändert daran vorerst nichts. Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken ihre Politik nicht normalisieren werden. Man wird nur zwischen Gas und Vollgas wechseln.
Für die Rentenmärkte bedeutet dies Unterstützung, zumindest für Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter Bonität. Die Risikoaufschläge dürften sich deutlich einengen, wenn sich abzeichnet, dass es nicht ganz so schlimm kommt und die meisten Unternehmen überleben werden. Bei den von uns ausgewählten Unternehmensanleihen sehen wir derzeit keine akuten Ausfallrisiken. Dafür ist es von Vorteil, dass wir überwiegend relativ kurze Laufzeiten halten. Diesen Ansatz behalten wir bei. Gleichzeitig halten wir einen hohen Anteil von Staatsanleihen, um liquide zu bleiben, denn Unternehmensanleihen sind gegenwärtig stellenweise hochgradig illiquide.
Fazit: In Mischfonds wie dem DJE – Zins & Dividende bieten auch die Anleihen wieder attraktive Bewertungen.