Risiko gehört zur Geldanlage dazu. Wer sich bereits länger mit den Finanzmärkten beschäftigt, hat diese Tatsache akzeptiert. Und gegebenenfalls unliebsame Erfahrungen sammeln können. Wer noch frisch dabei ist, der muss sich mit diesem Umstand erst noch arrangieren. „Arrangieren“ heißt aber keinesfalls, dass Anleger nichts tun können, um Ihr Risiko zu mindern. Im Gegenteil: Für einige Risiken gibt es ausgeklügelte Gegenstrategien.
Wichtig vorab
Wenn in der Geldanlage, insbesondere bei Wertpapieren, von Risiko oder Risiken gesprochen wird, können viele unterschiedliche Dinge gemeint sein. Es gibt beispielsweise Risiken auf Ebene einzelner Unternehmen (Liquidität, Bonität, Kursschwankungen), aber auch systemische Risiken wie das Zinsniveau, Arbeitslosigkeit, Konjunkturschwankungen und vieles mehr. Die systemischen Risiken betreffen, wie der Name sagt, das gesamte nationale und globale Wirtschaftssystem. All diese Risiken wirken potenziell auf das Portfolio, also die Summe an Investitionen eines Anlegers. Deswegen wird das Risiko auch vorrangig auf der Ebene der Portfolio Selektion betrachtet.
Diversifizierung, der Klassiker
Sie ist die „Grand Dame“ unter den Risikominderungsstrategien. Wer sein Geld anlegt, kennt diesen Begriff und wendet die Strategie im besten Fall beherzt an. Denn getreu dem Motto „nicht alle Eier in einen Korb legen“ sollte man seine Investitionen im besten Fall streuen. Fällt der Korb nämlich zu Boden könnte es passieren, dass alle darin befindlichen Eier zu Bruch gehen. Hat ein Anleger beispielsweise nur Aktien eines Unternehmens gekauft, könnte er bei einem starken Wertverlust der einen Aktie schmerzhafte Verluste erleiden. Doch auch verschiedene Aktien zu kaufen, muss nicht bedeuten, dass ein Anleger sein Risiko effektiv gestreut hat.
Streuen über alle Ebenen
Kauft ein Anleger vor allem Aktien aus einer bestimmten Region oder aus einem Land, ergibt sich auch hier ein so genanntes Klumpenrisiko. Dasselbe gilt auch für Branchen, wenn Anleger etwa ausschließlich auf Tech-Aktien setzen. Gerät der Sektor oder die Region unter Druck, leidet das gesamte Portfolio. Auch das Setzen auf nur eine Assetklasse, beispielsweise Aktien, ist technisch gesehen mit einem Klumpenrisiko belastet. Deswegen ist eine Streuung sowohl über Branchen, Regionen als auch Assetklassen sinnvoll.
Aktienkörbe vs. Aktienportfolios
Die einfachste Form der möglichst breiten Streuung der Risiken ist eine Investition über börsengehandelte Indexfonds, besser bekannt als ETFs. Durch das Abbilden großer Indizes mit teilweise tausenden Einzeltiteln muss der Anleger hier nicht viel überlegen. Das stimmt zwar nicht ganz, aber wird gerne so verkauft. Die Selektion eines Aktienportfolios mit einer effektiven Risikostreuung ist dagegen deutlich anspruchsvoller. Sie erfordert ein umfangreiches Wissen über die Märkte und ihre komplexen Zusammenhänge, aber auch über Regionen und Branchen, in denen sich Unternehmen bewegen. Und nicht zuletzt selbstverständlich tiefgehende Informationen zu den Unternehmen selbst.
Die Bedeutung von Wechselwirkungen
Beim Aufbau eines Wertpapierportfolios ist ein weiterer Faktor entscheidend: Aktien haben sehr unterschiedliche Risikoprofile. Und sie reagieren verschieden auf Entwicklungen an den Märkten und in der globalen Wirtschaft. Manche sind besonders konjunktursensibel, sogenannte Zykliker. Platt gesagt: Läuft die Wirtschaft gut, laufen sie gut. In der Regel hängt das mit ihrer Branche zusammen. Beispiele sind die Automobilbranche oder die Reisebranche. Es gibt aber auch Aktien, die von der Konjunktur nur wenig beeinflusst werden. Diese nennen sich „Antizykliker“ oder auch defensive Aktien. Sie gelten als stabil, da sie eine vergleichsweise solide, kontinuierliche Nachfrage haben. Prominente Beispiele sind die Branchen Healthcare, Konsumgüter oder Energieversorger.
Vorboten des Aufschwungs
Eine weitere Aktienkategorie sind die pro-zyklischen Aktien. Hierunter fallen die Unternehmen, die einen Wirtschaftsaufschwung ankündigen, da sie als Zulieferer anderer Branchen als erstes eine steigende Nachfrage erleben. In der Regel kommen diese aus den Bereichen Stahlerzeugung, Halbleiter (Chip-Produktion) oder Chemie.
Das wetterfeste Portfolio
Für Anleger ist es enorm wichtig, sich dieser unterschiedlichen Aktientypen bewusst zu sein. Denn für die Steuerung des Risikos im eigenen Portfolio sowie eine stabile Renditeentwicklung ist eine effektive Mischung nötig. Die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Wertpapiere sollten sich im besten Fall so ergänzen bzw. abmildern. In der Fachsprache nennt sich das Korrelation. Haben die Wertpapiere im Portfolio eine geringe Korrelation, entwickeln sich also gegenläufig und nicht parallel, ist die Risikostreuung effektiv. Ein gut diversifiziertes Portfolio ist damit quasi „wetterfest“ und für verschiedene Marktszenarien gewappnet. Nichtsdestotrotz können unvorhergesehene Schocks, jüngstes Beispiel Corona-Pandemie, ein Portfolio immer treffen.
Bei Unsicherheit Hilfe von Profis
Wem es schlicht an Zeit mangelt oder wer sich (noch) nicht "trittfest" im Bereich der Kapitalmärkte fühlt, kann auf die Hilfe von Profis zurückgreifen. Eine Online-Vermögensverwaltung wie Solidvest bietet für Kunden ein nach Regionen und Sektoren diversifizierten Wertpapierportfolio. Wichtiger Hinweis: Historische Performance und eine langjährige Erfahrung sind keine Garantie für Anlageerfolg. Ein Verlustrisiko gibt es auch bei einer professionellen Vermögensverwaltung.