2021 startet mit viel Optimismus, mit der Hoffnung auf eine Belebung der Konjunktur und gewaltigem monetären Rückenwind. Die bisherigen Favoriten, sei es Branche oder Region, treten nicht unbedingt ab, aber sie werden zunehmend ergänzt und flankiert: Der Markt wird breiter, und das ist ein gutes Zeichen.
Die Autoren
Das Analystenteam von DJE beobachtet und bewertet die Märkte laufend anhand der hauseigenen FMM-Methode nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien. Einmal im Monat fassen sie ihre Ergebnisse zusammen. Im Gespräch mit dem Wall Street Experten und Finanzjournalisten Markus Koch geht der Leiter der DJE Research Abteilung, Florian Bohnet, auf die zentralen Thesen ein.
Die wichtigsten Punkte für den Jahresbeginn 2021:
- Aktien sollten mindestens im ersten Halbjahr 2021 aussichtsreich bleiben
- Favoritenwechsel hin zu zyklischen Titeln hält an
- Angespannte Markttechnik wird von Trendstärke und monetärem Rückenwind dominiert
Aktien sollten mindestens im ersten Halbjahr 2021 aussichtsreich bleiben
Der saisonale Faktor dürfte im Januar weiter unterstützen, weil viel Geld in den Markt drängt. Darüber hinaus stellen Anleihen weiterhin keine attraktive Alternative zu Aktien dar. Besonders vor den Hintergrund einer sich verbessernden Konjunktur sind Aktien gegenüber Anleihen zu bevorzugen. Hinzu kommen Inflationsraten, die sich ölpreisbedingt im ersten Halbjahr wahrscheinlich beleben werden. Dieser Faktor dürfte die ohnehin mageren Anleiherenditen noch stärker schmälern.
Die größte Gefahr besteht theoretisch darin, dass die Konjunktur zu gut läuft und die Notenbanken mit Zinserhöhungen einschreiten müssen. Davon ist die Weltwirtschaft aber noch weit entfernt, und der gigantische monetäre Rückenwind dürfte noch einige Zeit anhalten. Eine klassische monetäre Bremsung ist nicht in Sicht. Die Notenbanken haben zudem argumentativ vorgebaut und werden auf temporär höhere Inflationsraten aller Voraussicht nach erst einmal nicht reagieren. Wir halten die seit Jahren im Raum stehende, große Rotation (Great Rotation) von Anleihen hin zu Aktien weiter für wahrscheinlich.
Fazit: Unser Ziel von 16.000 Punkten für den DAX war ambitioniert, ist aber weiterhin realistisch. Wir bleiben hoch investiert
Favoritenwechsel hin zu zyklischen Titeln hält an
Ende 2020 haben zyklische Titel und Value-Aktien in Erwartung gigantischer staatlicher Konjunkturpakete aufgeholt. Mit zunehmender Immunisierung der Bevölkerung gegen Covid-19 wachsen auch die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur. Dieser Trend sollte anhalten, zumal die Bewertungsschere 2020 stark auseinandergelaufen ist. Im vergangenen Jahr haben wenige Technologieaktien den gesamten Markt nach oben gezogen. Wenn jetzt die Marktbreite zunimmt, bedeutet das für den Gesamtmarkt nicht zwangsläufig eine Korrektur, vielmehr eine Umschichtung. Der Aufschwung wird nicht mehr nur von wenigen Titeln getragen, sondern steht auf breiteren Füßen. Und das ist ein sehr gutes Zeichen! Das Gleiche gilt regional. Die Dominanz der US-Börse wird abgelöst von zahlreichen guten Entwicklungen in anderen Regionen wie Asien, aber auch Ländern in Europa. Übergreifend sind in allen Regionen Megatrends weiter intakt und werden über viele Jahre anhalten. Das gilt zum Beispiel für den Vormarsch Erneuerbarer Energien und die Veränderung der Mobilität.
Fazit: Ausgewogene Portfolios sind gefragt. Anders als 2020 braucht man mehr als nur Wachstums- und Technologietitel
Angespannte Markttechnik – aber Trendstärke und monetärer Rückenwind dominieren
In ausgeprägten Aufwärtsmärkten ist eine sehr positive Haltung der Anleger nicht ungewöhnlich und kann über längere Zeit anhalten. Hinzu kommt, dass in den letzten Quartalen vor allem Kleinanleger gesteigerten Risikoappetit zeigten – und weiterhin zeigen. Institutionelle Investoren dagegen sind nur moderat optimistisch. Aus unserer Sicht erscheinen Bereiche und Sektoren aussichtsreich, die bisher von Investoren vernachlässigt wurden. Abseits der Modeaktien wie Technologie- und Qualitätsaktien kommen inzwischen auch wieder Titel in den Fokus, die bislang im Abseits standen, sich aber durch günstige Bewertungen auszeichnen und von der zu erwartenden Konjunkturbelebung profitieren dürften. Dazu gehören zum Beispiel Rohstofftitel, Industrieaktien oder ausgewählte Telekomwerte. Darüber hinaus kann sich eine markttechnische Nachfrage auch durch die Wiederbelebung der Aktienrückkäufe entfalten, denn die sind 2020 stark zurückgefahren worden.
Fazit: Risikoreduktion durch Ausweichen in Sektoren, die bisher weniger in Mode waren anstatt genereller Senkung der Investitionsquote